Den Blick auf Rohstoffkreisläufe zu schärfen und Produktions-, Entsorgungs- sowie Verwertungswege live zu erleben: Mit dieser Mission waren wir bei unserer, heuer wieder zwei Tage dauernden, Exkursion auf Besichtigungstour in der Steiermark. Stölzle Oberglas in Bärnbach und Köflach, der neue Ressourcenpark Graz und die Abfallbehandlungsanlage der Fa. Saubermacher in Premstätten waren absolut lohnende Ziele.
Seit ca. 4.000 Jahren wird Glas als Werkstoff vom Menschen genutzt. Obsidian ist übrigens natürliches, aus Vulkangestein entstandenes Glas, und wurde bzw. wird u. A. zur Herstellung von Werkzeug, Waffen und Schmuck verwendet. Im Stölzle Glasmuseum wird die Geschichte von Glaskunst und Glasherstellung eindrucksvoll nachgezeichnet. Eine Vielzahl an Exponaten veranschaulichen die jahrtausendealte Kunst.
Glas: Sand, Soda und Kalk. Beeindruckend ebenso der Besuch im Glaswerk der Stölzle Oberglas GmbH. In Sekundenschnelle werden die flüssigen Glastropfen in den Formen zu den von den Kunden (Lebensmittel, Pharma und Kosmetik) gewünschten Flaschen, Flacons und Gläsern gegossen, Trinkgläser werden in Bärnbach noch mundgeblasen. 540 Mitarbeiter arbeiten im Köflacher Werk, alle weltweiten Standorte zusammen beschäftigen rund 5.400 Menschen. Die Ansiedelung des Glaswerks im Raum Köflach Anfang des 19. Jahrhunderts war durch die Nähe zum größten österreichischen Braunkohlerevier gegeben.
„Heißes Eis“. Glas ist übrigens eine Flüssigkeit. Ihr Schmelzpunkt liegt bei 1.800 Grad, ihr Gefrierpunkt bei 900 Grad. Um Glas nach der Formung auskühlen zu lassen, sodass es nicht zerbirst, ist ein sogenannter „Kühlofen“ notwendig. Ebenso beeindruckend: 1988 wurde in Bärnbach eine Butzenscheibe mit ca. 1,2 Metern Durchmesser für das „Jefferson Memorial“ in Washington D.C. geblasen.
Ressourcenpark Graz. Seit Oktober 2022 bringen die Grazerinnen und Grazer mit Haupt- oder Nebenwohnsitz ihre Abfälle aber auch ReUse-Gegenstände in den neuen „Ressourcenpark“ in der berühmten Sturzgasse. Der Standort ist historisch gewachsen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Abfälle der Pferdefuhrwerke von der Sturzbrücke hinab in die Mur gekippt.
Abfälle trennen, Ressourcen schonen. Heute werden im neuen „Ressourcenpark“ mehr als 80 Abfallarten auf ca. 20.000 m² getrennt gesammelt. Die Abgabebereiche gliedern sich in vier Zonen (Wertstoffe, Problemstoffe, Reststoffe und ReUse-Gegenstände) und können von den Kunden separat angefahren werden. Gewerbliche Anlieferer nutzen eine eigene Übernahmestelle. Das neue Altstoffsammelzentrum wurde in Hinblick auf das zu erwartende Bevölkerungswachstum im Raum Graz entsprechend großzügig geplant und realisiert, 10 Millionen Euro wurden investiert. An sechs Öffnungstagen kann angeliefert werden, im Schnitt werden pro Tag 1.800 Einfahrten registriert. Ebenfalls am Standort: die Abfallbehandlungsanlage für den Grazer Restmüll.
Saubermacher-Standort. Seit 40 Jahren ist Fa. Saubermacher am Standort Premstätten ansässig. In der Werkstätten-Splittinganlage werden feste und gefährliche Abfälle (Ölfilter, Öldosen, Putzlappen …) sortiert und aufbereitet und dienen dann als Ersatzbrennstoffe oder in der Eisenverwertung. Weiterer Schwerpunkt: Die Behandlung von Elektrogeräten, Batterien und Akkus. Der Elektroschrott wird sortiert, zerlegt und geht dann zu weiteren Verwertern. Batterien und Akkus müssen mit entsprechender Sorgfalt und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen entfernt und ggf. entladen und gelagert werden. Am Standort wird außerdem die Physikalisch-Biologische Aufbereitungsanlage für verunreinigte Industriewässer und flüssige Abfallstoffe sowie der Recyclinghof für die Gemeinde Premstätten betrieben. Künftig in Betrieb gehen wird die Anlage für die Aufbereitung von verunreinigten Erden und Schlämmen.
Explosive Alltagsbegleiter. Die ordnungsgemäße Übernahme, Lagerung und Übergabe von Batterien, Akkus und Elektrogeräten wurde bei Fa. Saubermacher einddrücklich in den Fokus gerückt. Mittlerweile sind in unzähligen Geräten des alltäglichen Gebrauchs und Vergnügens Akkus verbaut. Das falsche Handling, die unsachgemäße Entsorgung und Lagerung sind Sicherheitsrisiken. Brände bei Entsorgern und Verwertern bringen Menschen und Anlagen sinnlos in Gefahr. Eine entsprechende Information zu Kauf, Handhabung und Entsorgen kann vorbeugen.
Ein großes Dankeschön an unsere Gastgeber in Bärnbach, Köflach, Graz und Premstätten für die Führungen durch ihre Betriebe.
Fotos (c) AWV Westkärnten